Die Welt: "Viele Windräder, wenig Effekt"
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- Erstellt am Sonntag, 19. Juni 2016 02:10
- Zuletzt aktualisiert am Sonntag, 19. Juni 2016 02:10
- Veröffentlicht am Sonntag, 19. Juni 2016 02:10
- Geschrieben von Jutta Reichardt
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Die Welt - Leitartikel
11.06.16
Viele Windräder, wenig Effekt
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel stellt die Energiewende auf eine neue Grundlage. Doch als Instrument für den Klimaschutz taugt das Erneuerbare-Energien-Gesetz noch immer nicht
Von Daniel Wetzel
Leseprobe:
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Ein Blick auf die Zahlen weckt allerdings Zweifel daran, ob dieses Ziel mit dem EEG erreicht werden kann. Denn das zentrale Gesetz zur Umsetzung der deutschen Energiewende ist ein reines Stromwendegesetz. Es bewirkt vor allem eine umlagefinanzierte Subvention von Wind- und Solarstromproduzenten in Höhe von rund 25 Milliarden Euro pro Jahr. Für diese gewaltige Summe wurde bemerkenswert wenig erreicht: Solarstrom deckt heute erst ein Prozent des deutschen Energiebedarfs. Und trotz einer regional hohen Belastung der Bevölkerung mit den deutschlandweit rund 26.000 Rotortürmen kommt Windstrom erst für 2,4 Prozent der deutschen Energienachfrage auf. Auf dem Weg zur Dekarbonisierung mittels Ökostrom wurden also erst Trippelschritte zurückgelegt.
Dass die Grünstromwende noch entscheidend an Tempo gewinnt, ist unwahrscheinlich: Denn die tief hängenden Früchte wurden nun bereits geerntet, die sonnenreichsten Dachflächen mit Südneigung sind mit Solarmodulen belegt, die windstärksten Regionen mit Windkraftanlagen schon ziemlich vollgestellt. Zwar sollen die deutschen Stromverbraucher jetzt auch Solaranlagen auf weniger ertragreichen Dächern mit Ost- oder Westneigung subventionieren und Windkraftanlagen an windschwachen Standorten. Doch der Unmut der Landbevölkerung hat inzwischen ein handfestes Konfliktpotenzial erreicht.
Zwar leiten die Lobbyverbände der Ökoindustrien sowie die Grünen aus den Pariser Klimabeschlüssen den Auftrag ab, die Energiewende noch zu beschleunigen. Doch wenn sich selbst ein grüner Umweltminister wie Robert Habeck im Ökomusterland Schleswig-Holstein ausdrücklich wegen der "Unruhe im Land" dazu entschließt, die Ausbauziele für Windkraft um zehn Jahre nach hinten zu schieben, spricht das nicht gerade für ein hohes Beschleunigungspotenzial der Energiewende. Mit den landschaftsverändernden Bauten wachsen allerorten auch die gesellschaftlichen Widerstände.
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